Crowdsourcing, Wikinomics und Co.

Workshop: Zukunft des Nachrichtenjournalismus Der Ort der Information in der digitalen Welt

Crowdsourcing, Wikinomics und Co. - Neubeginn oder Untergang des Nachrichtenjournalismus?

von Marco Bertolaso

Auch der Nachrichtenmarkt steht mitten im digitalen Umbruch. Das betrifft nicht nur die Verbreitung von Inhalten, sondern immer mehr auch die journalistische Recherche. Die Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion hat daher am 7.1.2012 im Kölner Funkhaus zu einem Workshop eingeladen als Teil der Fachtagung "Der Ort des Politischen in der digitalen Medienwelt". Wie kann der Qualitätsjournalismus die neuen Möglichkeiten nutzen? Werden User wirklich zu Produsern, wird der Journalist tatsächlich zum Kurator?

Diese und andere Fragen standen zur Debatte. Die Referate von Paul Lewis (The Guardian) Wilfried Rütten (European Journalism Centre) und von Jan-Hinrik Schmidt(Hans-Bredow-Institut), die anschließende Diskussion mit den anderen Teilnehmern des Workshops sowie einige Beiträge aus der DLF-Nachrichtenredaktion wollen wir hier dokumentieren. Wenn Sie Fragen oder andere Formen der Rückmeldung haben - mailen Sie uns an Nachrichten@dradio.de.

Radionachrichten heute

Den Auftakt des Workshops machte Chefsprecher Gerd Daaßen mit einem kurzen Porträt der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion. Vor dem Blick in die Zukunft ging es dann um die Frage: wo stehen die Nachrichten, genauer gesagt die im Hörfunk, eigentlich heute? Die Redaktion präsentierte dazu vier, ein wenig überspitze Beispiele. Das erste waren Nachrichten eines Lokalsenders, dann folgten die einer Jugendwelle. Klar, wer austeilt muss auch einstecken können, daher gab es auch eine kleine Karikatur der Deutschlandfunknachrichten. Schließlich ein fiktives Beispiel für eine enge Einbindung von Social-Media-Nachrichten. Gesprochen wurden die Texte von Katrin Baumhöfer und wiederum von Gerd Daaßen.

Referate und Präsentationen

Jan-Hinrik Schmidt, Paul Lewis, Wilfried Rütten, Christine Weißenborn, Frederik Fleck, Charlie Beckett, Wolfgang Büchner, Christiane Abelein, Francisca Zecher, Nicola Balkenhol

Das erste Referat steuerte Dr. Jan-Hinrik Schmidt bei, der am Hamburger Hans-Bredow-Institut forscht. Sein Thema: was sind soziale Medien, wie werden sie genutzt und was bedeutet das für Öffentlichkeit und Journalismus? Neben dem Video können Sie auch den Audio-Mitschnitt wählen.

Ein Schlüsselwort in der Debatte um die Zukunft des Journalismus lautet "Crowdsourcing", ein Konzept, das aus der Wirtschaft stammt. Die Idee hat viel zu tun mit einer anderen: Wikinomics. In dem 2006 erschienenen gleichnamigen Buch überträgt der Kanadier Don Tapscott die Prinzipien des offenen, globalen und relativ hierachiefreien Gemeinschaftswerks Wiki-Pedia auf Eco-Nomics, also auf das Wirtschaften. Tapscott und sein Co-Autor Anthony D. Williams beschreiben eine Welt, in der Unternehmen über Internet und Web 2.0 auf eine globale Infrastruktur an Wissen, Kapital und Arbeitskraft zugreifen können.

In dieser Welt lebt auch der Pro-Sumer, also der Konsument, der gleichzeitig Hersteller seiner Produkte sein kann, oder eben auch Journalist und Mediennutzer in einem. Diesen Aspekt vertiefte Marco Bertolaso in einem Gespräch mit Christine Weißenborn, freie Mitarbeiterin der DLF-Nachrichtenredaktion, die vor kurzem in San Francisco der CrowdConf 2011 war, der Weltmesse des Crowdsourcings. Neben dem Video können Sie auch den Audio-Mitschnitt wählen.

Vielleicht interessiert Sie auch ein Gespräch, das Marco Bertolaso schon vor dem Workshop mit dem Unternehmer Frederik Fleck geführt hat, der in den vergangenen Jahren in Kalifornien und Deutschland mehrere Unternehmen auf der Basis von Crowdsourcing aufgebaut hat.

Ganz vorne bei der medialen Aktivierung der Crowd ist der Guardian. Dort hat Chefredakteur Alan Rusbridger 2006 die digitale Revolution ausgerufen - und seinen Kollegen erklärt, Widerstand sei zwecklos. Beim Guardian leitet Paul Lewis die Projektgruppe Multimedia. Er ist ein führender Vertreter der jungen britischen Journalistengeneration und wurde 2010 als Reporter des Jahres geehrt. Paul Lewis sprach in Köln über die Erfahrungen des Guardian mit dem digitalen Journalismus, vor allem am Beispiel der Unruhen des Jahres 2011 in Großbritannien. Neben dem Video können Sie auch den Audio-Mitschnitt wählen.

Ein führender Vertreter der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem "Networked Journalism" ist Charlie Beckett. Nach zwei Jahrzehnten als Journalist bei der BBC und den Channel 4 News von ITN leitet er seit 2006 POLIS, einen journalistischen think tank an der London School of Economics Charlie Beckett hat auch das einflußreiche Standardwerk SuperMedia geschrieben. Er konnte am 7.1.2012 nicht nach Köln kommen, hat sich aber in einer Videobotschaft an die Teilnehmer des Workshops gewandt .

In Köln wiederum hat Wilfried Rütten uns als dritter Referent seine Sicht auf die Zukunft des Journalismus dargestellt. Wilfried Rütten leitet des "European Journalist Centre" in Maastricht . Er ist selbst ein erfahrener Nachrichtenjournalist und hat unter anderem für die Deutsche Welle, VOX und den WDR gearbeitet. Neben dem Video können Sie auch den Audio-Mitschnitt wählen.

Welche Rolle haben die Nachrichtenagenturen in der neuen Informationswelt? Darüber sprach kurz vor dem Workshop dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner bei einem Besuch in der Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion.

Wolfgang Büchner kam auch auf Twitter zu sprechen, und genau darum ging es auch in einer Präsentation von Christiane Abelein und Francisca Zecher. Zwischen den Referaten und vor der Diskussion stellten die beiden Nachrichtenredakteurinnen Ihr Projekt des "Twiitter-Jahresrückblicks 2011" vor, der bei DRadio Wissen gesendet wurde. Neben dem Video können Sie auch hier den Audio-Mitschnitt der Präsentation wählen.

Diskussion - Referenten, Teilnehmer, Twitterbotschaften

Im Anschluß an die Präsentationen wurde dann ausgiebig diskutiert. Die Referenten und Nachrichtenredakteurin Nicola Balkenhol stellten sich Fragen aus dem Publikum und gingen auch auf Kommentare ein, die uns über Twitter erreicht haben. Diese Diskussion haben wir für Sie im Ton dokumentiert, aber auch als Videomitschnitt:

Ein Blick in die Zukunft

Die Zukunft des Journalismus, sie bleibt ewartungsgemäß auch nach dem Workshop offen. Aber, wichtige Hinweise und Anregungen hat die Veranstaltung gegeben. Die Deutschlandfunk-Nachrichtenredaktion jedenfalls wird sich weiter intensiv um "den Ort der Information in der digitalen Welt" kümmern. Zum Schluß der Veranstaltung trugen Katrin Baumhöfer und Gerd Daaßen schon einmal die Schlagzeilen 2012 vor, den traditionellen, ironischen Jahresausblick der DLF-Nachrichtenredaktion. Dies wird aber noch um einiges übertroffen von der Weitsicht, den die Nachrichtenkollegen vor einiger Zeit für DRadio Wissen an den Tag gelegt haben. Dort wagten sie sogar den nachrichtlichen Ausblick auf das Jahr 2110.

Zum Schluß noch die Frage: was erwarten eigentlich junge Menschen von der Informationswelt der Zukunft: Jörg-Christian Schillmöller hat die Frage einem Deutsch-Leistungskurs des Kölner Schiller-Gymnasiums gestellt. Dabei enstand dieser schöne Film.

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